Westfälischer Kammerchor Warendorf

Bilder vom Adventskonzert in Vinnenberg am 4. 12. 2016
Bilder: K. H. Schlosser

Konzertkritik in den Westfälischen Nachrichten vom 6. 12. 2016
Ob Bach oder Eccard:
Das Adventskonzert des Westfälischen Kammerchores in Vinnenberg war einfach ein Hörgenuss.

 
Foto: Schlosser
 (Vinnenberg )Da passte einfach alles: Stückeauswahl, Chorgesang und Austragungsort: Das Adventskonzert des Westfälischen Kammerchores in Vinnenberg war voller Höhepunkte und stimmte gut auf die Weihnachtszeit ein.
Ein echter Hörgenuss war jetzt das Adventskonzert des Westfälischen Kammerchores in Vinneberg. Gleich zu Anfang überraschte der Chor mit der nur selten aufgeführten, groß angelegten Choralmotette über das bekannte Kirchenlied „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ des jüngsten Sohnes des großen Thomaskantors Johann Sebastian Bach, Johann Christoph Friedrich Bach (1732-1795), des sogenannten „Bückeburger“ Bachs. Dessen beachtliches kompositorisches Talent stand lange unverdientermaßen im Schatten seiner großen Brüder Carl Philipp Emanuel („Hamburger“) und Johann Christian („Londoner“).
Auf den Text des mutigen Kämpfers gegen den Hexenwahn, Friedrich von Spee, der mit „O Heiland, reiß die Himmel auf“ die Adventshoffnung auf dem Hintergrund der vielfältigen Nöte der Menschen zum Ausdruck brachte, schrieb Johannes Brahms eine ausdrucksvolle Motette, in der sich die Musik stark an den Text anlehnt – wie etwa in der Passage „Hier leiden wir die größte Not, vor Augen steht der ewig Tod“ oder in dem zuversichtlichen Ausblick am Ende: „Da wollen wir all danken dir“.
Anknüpfend an die wundersame Stiftungslegende des Klosters Vinnenberg mit dem roten Faden auf dem Baumstamm und der Versöhnung zweier Brüder führte der Chorleiter in die folgenden Marienlieder ein.
Quasi einen kleinen Querschnitt durch die großen Epochen der Musik boten die auf Maria bezogenen Werke vom Altmeister Johann Eccard („Übers Gebirg Maria ging“ – von der wunderbaren Begegnung Marias mit ihrer gleichfalls schwangeren Cousine Elisabeth), über den Spätromantiker Max Reger („Und unsrer lieben Frauen“) bis zu den Zeitgenossen Ansgar Kreutz (unter anderem mit der Uraufführung seiner in diesem Jahr entstandenen Vertonung des „Ave maris stella“) und Kurt Bikkembergs (geboren 1963), dessen vielstimmiger Kanon „Ave“ von 1995 als Klanggemälde eindrucksvoll und dabei doch ganz unaufdringlich interpretiert wurde. Hier standen die Sänger weit auseinander und erzeugten so einen großartigen Raumklang, ebenso wie mit dem „Ave virgo gratia plena“ eines unbekannten spanischen Komponisten aus dem 16. Jahrhundert.
Sein besonderes Faible für die Mystik offenbarte Kreutz mit seiner subtilen Vertonung eines Textes des Schweizer Mystikers Nikolaus von Flüe (1417-1487), „Mein Herr und mein Gott“ (ebenfalls von 2016). Wie der Komponist erläuterte, komme es in der Mystik darauf an, dass Bethlehem „in uns“ Ereignis werde, Christus „in uns“ geboren werde. Dies sei keine Flucht aus der Realität dieser Welt in die „Innerlichkeit“, sondern ziele darauf ab, dass Christus in uns und durch uns dann auch in der Welt Gestalt gewinne.
Mit den vier Weihnachtsmotetten von Francis Poulenc (1899-1963) kamen die entscheidenden Stationen und Aspekte des Weihnachtsgeheimnisses (“O Magnum mysterium“) zum Ausdruck, endend mit einem großartigen „Halleluja!“
Mit Max Regers „O Jesulein süß“ und dem Chorsatz „Kommet ihr Hirten“ von Karl Riedel (1827-1888) mit dem bedeutsam breit interpretierten „Nun soll es werden Friede auf Erden“ klang das Konzert aus. Der Westfälische Kammerchor war seinem hervorragenden Ruf einmal mehr voll gerecht geworden. Nach zwei Zugaben (dem berühmten „Tochter Zion“ von Georg Friedrich Händel sowie einem „Kadosch“ von Lonquich) wurde das begeistert applaudierende Publikum entlassen.